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Körperscanner: Der Spanner-Report vom Flughafen Hamburg

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Sonntag, 24. Oktober 2010

Körperscanner: Der Spanner-Report vom Flughafen Hamburg

Eine Woche lang hat Andreas Spaeth (Luftfahrtjournalist, fliegt über hundert Mal im Jahr und ist Kolumnist des Branchenportals airliners.de) die Nutzung der neuen Nacktscanner am Hamburger Flughafen beobachtet. Sein Urteil ist niederschmetternd.

Montag: Die Scanner sind nur selten in Betrieb

"Durchgang geschlossen“ steht auf dem Schild, das den Weg in die halb offene, halb gläserne runde Kabine versperrt. Meine erste Begegnung mit dem Körperscanner, von dem zwei Probeexemplare seit Ende September am Hamburger Flughafen getestet werden, verläuft enttäuschend. Die nette Dame an der konventionellen Sicherheitskontrolle mit Torsonde, die ich nebenan passiere, klärt mich ungeniert auf. „Die Dinger sind viel zu langsam. Die stellen wir immer ab zur Hauptverkehrszeit, das dauert einfach zu lange, weil die Leute noch viel mehr ablegen müssen als bei den normalen Kontrollen.“ Absurd, denke ich. Was soll ein Praxistest bewirken, wenn man gerade die Zeit höchster Belastung einfach umgeht, indem man die Scanner abstellt? Ich bin eigentlich ein Fan des Körperscanners, weil er die Kontrolle einfacher und schneller machen kann. Auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo sind sie schon lange im Einsatz und funktionieren tadellos, wie mir bereits vor fünf Jahren dort vorgeführt wurde.

Donnerstag: Besonders lange Warteschlangen

Wieder morgens zur Stoßzeit um acht Uhr. Diesmal sind die beiden Scanner im Einsatz, man hat sich offenbar eines Besseren besonnen. Von „dringend nötigen Software-Upgrades“ war zwischenzeitlich die Rede. Vor den Scannern heute besonders lange Warteschlangen. Liegt es daran, dass so viele Reisende neugierig auf die ungewohnte Technologie sind? Nein, eher daran, dass unmittelbar vor Herbstferienbeginn schon viele Seltenflieger reisen. Bei ihnen dauert die umständliche Prozedur des Ablegens nahezu aller Gegenstände und etlicher Kleidungsstücke besonders lange. Sogar die Bordkarten müssen aus der Hemdtasche geholt werden, Papiertaschentücher aus der Hose.

Die Geräte, so erläutert ein am Check-in ausliegendes Faltblatt der Bundespolizei, arbeiten mit „aktiver Millimeterwellentechnik“ und nutzen „die natürliche Wärmeabgabe des menschlichen Körpers.“ Doch es ist der Wurm drin. Nach zügigem Passieren einer normalen Sicherheitsschleuse warte ich auf der anderen Seite und beobachte die Vorgänge am Scanner. Viele Passagiere stehen wegen Missverständnissen und Ablauffehlern bis zu 30 Sekunden in der Kabine. Dabei erklärt das Faltblatt: „Nach drei Sekunden des Stillstehens kann der Passagier aus der Kabine heraustreten.“ Schön wär's.

Freitag: Nachkontrolle für neun von zehn Passagieren

Das gleiche Bild wie am Vortag, vor den Kontrollstellen lange Warteschlangen, ein Mix aus Geschäfts- und Urlaubsreisenden. Ich kann zum Glück wieder den speziellen „Fast Track“ mit den Torsonden benutzen, deshalb bin ich im Nu durch. Also Zeit für eine weitere Feldbeobachtung am Ausgang des neuen Geräts. „Der Körperscanner arbeitet mit einem automatischen Detektionsverfahren und zeigt detektierte Gegenstände an einem Piktogramm“, erläutert das Faltblatt. Und das tut er heute Morgen an dem Bildschirm an seinem Ausgang reichlich.

Ich nehme mir vor, zehn Passagiere nacheinander zu beobachten und zu sehen, wie viele von ihnen das Gerät ohne Nachkontrolle passieren. Das ist ja gerade der Sinn, dass eine Nachkontrolle nicht mehr nötig ist. Meine Feldforschung ergibt Niederschmetterndes: Von zehn in Folge gescannten Passagieren müssen neun zur manuellen Nachkontrolle. Mal zeigt das Piktogramm verdächtige gelbe Vierecke an den Schultern, mal im Bereich der Hosentaschen, mal an den Stiefeln einer Passagierin. Mein Fazit: Herr Innenminister, Sie haben ein Problem!

Sonntag: Kasernenhofton der Kontrolleure

Heute muss ich sehr früh am Flughafen sein, gegen halb sieben. Meine Chance: Kaum Menschen vor den Kontrollen, auch am Körperscanner gerade mal vier Leute vor mir. Noch nie musste ich am Flughafen die Papiertaschentücher aus meiner Hosentasche mit in den Korb legen, hier schon. Es herrscht Kasernenhofton. „Jetzt eintreten! Arme hoch! Stillhalten!“, bellt die Kontrolleuse. Ich tue wie befohlen.

"Der Scanvorgang ist schnell und unkompliziert“, sagt das Faltblatt. „Die Arme müssen so über den Kopf gehalten werden, dass sich die Fingerspitzen möglichst knapp berühren.“ Das habe ich aber erst hinterher gelesen und daher nicht beachtet. „Raustreten!“, herrscht mich der Kontrolleur auf der anderen Seite an, fügt dann aber immerhin noch ein „Bitte!“ hinzu. Wir beide warten vor dem Bildschirm auf das Ergebnis. Und tatsächlich: Auf grünem Grund leuchtet ein großes schwarzes „OK“ auf. Scan bestanden. Doch unter Praxisbedingungen kann man derzeit über das Gerät nur urteilen: „Abstellen! Schulnote sechs.“

(Quelle: Welt.de)
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